Ein Dossier der Liga für Hirtenvölker, Deutsches Institut für Tropische und Subtropische Landwirtschaft und Misereor in Zusammenarbeit mit der Redaktion von WELT-SICHTEN:
Die Haltung von Kameliden – also kamelartigen Nutztieren – erlebt weltweit rapide Umbrüche.
Dieses Dossier führt Sie in die Welt der pastoralen Gemeinschaften, die Kameliden halten, ein. Wo gibt es sie? Wie bestreiten sie ihren Lebensunterhalt? Wie passen sie sich dem Wandel an?
Die Beiträge dieses Dossiers geben Einblick in die vielfältigen Lebenswirklichkeiten der Hirtengemeinschaften weltweit. Nach Einführungen zu Pastoralismus und Kamelidenhaltung widmet sich der zweite Teil
der Kamelidenhaltung in den Anden, Ostafrika und der Mongolei. Der dritte Teil beleuchtet den Beitrag der Forschung und der Politik unter anderem zur Frage, wie diese die Resilienz der Kamelhaltung stärken können.
Kleine Antikörper mit großer Wirkung: Sogenannte Nanokörper aus dem Blut von Kamelen wurden zufällig entdeckt und sorgten für eine medizinische Revolution. Aufgrund ihrer erstaunlichen Eigenschaften sind sie vielfältig einsetzbar, sei es im Kampf gegen Infektionskrankheiten, in der Krebstherapie oder bei Alzheimer Diagnose. Eine Erfolgsgeschichte, die Hoffnung weckt.
13.07.23, 19:30 Uhr, Hofgut Oberfeld in Darmstadt: Warum Weidehaltung die Zukunft ist – und was sie für den Naturschutz und die Welternährung bedeutet“
Warum können Weidetiere auch eine Chance für Darmstadt sein? Bei der gemeinsamen Veranstaltung mit der Initiative Domäne Oberfeld geht es um Wanderschäferei in Deutschland und weltweit und um die letzten (Mini)-Nomaden im Rhein-Main-Gebiet. Außerdem erklärt Kathrin Goebel, Bäuerin am Hofgut Oberfeld, warum Weidetiere auch für unseren Acker- und Gemüsebau so wichtig sind. Welche Beweidungsprojekte gibt es bereits in Darmstadt? Wäre eine Stadtschäferei sinnvoll? Tauchen Sie mit uns ein in die Welt der Hirtenvölker, Schäfer*innen und Bäuer*innen und ihren Weidetieren, wir freuen uns auf einen regen Austausch.
13.07.2023 19:30 Uhr
Ort: Hofgut Oberfeld, Erbacher Str. 125, Darmstadt, am alten Kuhstall.
Nutztierhalter
sitzen in der Klemme: Auf der einen Seite sind die Erträge für ihre Produkte
minimal, auf der anderen Seite haben Verbraucher steigende Ansprüche an das
Tierwohl.
Und trotzdem ist es
zu schaffen, wie zwei Autorinnen bei einer Lesung am 25.02. auf dem Hofgut
Oberfeld in Darmstadt mit viel Engagement und vor einem sehr interessierten
Publikum darstellten.
Ruth Häckh ist Schäferin in vierter
Generation und seit 2009 Bioland-Schäferin. In ihrem Buch „Eine für alle – Mein
Leben als Schäferin“ beschreibt sie, warum sie Bio(land) Schäferin ist. Es geht
ihr um das Gesamte, das Wirtschaften im Einklang mit der Natur. Der Biolandbau
erhält die biologische Vielfalt von vielen Pflanzern- und Tierarten, in der
Bio-Landwirtschaft werden Tiere artgerecht gehalten, Weidegang und die damit
verbundene Förderung der Humusschicht des Bodens sind von zentraler Bedeutung.
Es wird auf standortangepasste Rassen, die mit den natürlichen Bedingungen gut
zurechtkommen, Wert gelegt.
Für ihre Schafhaltung haben sich
durch die Umstellung auf „Bio“ kaum Änderungen ergeben, die klassische
Wanderschäferei wirtschaftet von Natur aus ökologisch und klimafreundlich.
Im Kapitel „Kamele in Rajasthan“
berichtet sie über eine Reise zum indischen Camel-Culture-Festival, das von den
indischen Raika Kamelhirten veranstaltet wurde. Sie ist fasziniert von deren
selbstverständlicher Freundlichkeit und von ihrem zufriedenen, fröhlichen Leben
in enger Verbindung zu ihren Tieren und zur Natur. Auf dieser Reise wurde ihr bewusst,
dass Hirten in aller Welt die Aufgabe haben, für den Erhalt von
Lebensgrundlagen und Lebensräumen einzustehen.
Anja Hradetzky aus Stolzenhagen
in Brandenburg ist Autorin des Buches „Wie ich als Cowgirl die Welt bereiste
ohne Land und Geld zur Bio-Bäuerin wurde“ und hat es geschafft, zusammen mit ihrem
Mann, ohne finanzielle Mittel einen Biobauernhof mit Milch- und
Fleischrinderhaltung aufzubauen.
Bei ihrer Lesung erzählte sie von
der Methode der stressarmen Arbeit mit Rindern, dem „Low Stress Stockmanship“,
die sie bei ihrem Aufenthalt auf kanadischen Farmen gelernt hat. Es geht darum,
die Bedürfnisse der Rinder zu kennen und sich ihrem Wesen entsprechend zu
verhalten und zu bewegen. Man braucht kein lautes und aggressives Auftreten, um
eine Rinderherde zu treiben und um Tiere bei Bedarf von der Herde zu
separieren. Man muss den Rindern deutlich machen, dass man kein „Raubtier“ ist,
dass sie einem vertrauen können, dann lassen sie sich in die gewünschte
Richtung dirigieren. Wichtig bei der Haltung von Rindern und Kühen ist es
zudem, dass die Tiere von klein auf an den Menschen gewöhnt sind und artgerecht
mit genügend Auslauf und Sozialkontakt zu Artgenossen gehalten werden. Das
Hüten der Tiere verlangt vom Menschen viel Verantwortungsbewusstsein, was bei
Anjas Schilderung eines gefährlichen Viehtriebs in direkter Nähe zu einem kanadischen
Highway sehr deutlich wird.
Anschließend las sie darüber vor,
wie sie und ihr Mann mit Hilfe von sogenannten „Genussscheinen“, die
Unterstützern, als Gewinn Anteile von den erwirtschafteten Naturalien, in
diesem Falle Fleisch und Milchprodukte bietet, einen kleinen Rinderbestand
kaufen konnten, der seitdem beständig gewachsen ist. Das Weideland konnten sie
in einem Naturschutzgebiet dessen Landschaft durch die Rinder und Kühe nachhaltig
gepflegt und offengehalten wird, günstig pachten. Die Rinder werden ganzjährig
draußen gehalten. Durch die Wahl von ursprünglichen, robusten Rassen (z.B.
Original Allgäuer Braunvieh und Anglerrinder, die zudem Zweinutzungsrassen
sind!) kommen die Tiere gut zurecht und liefern gesunde Nahrungsmittel, die
über den Hof Stolze Kuh direkt vermarktet werden. Ein weiterer sehr positiv zu
erwähnender Ansatz ist die Kuhgebundene Kälberaufzucht.
Das Fazit des Abends war, dass es
möglich ist und sich lohnt, für Ideale in der Tierhaltung einzustehen und
unkonventionelle Wege zu gehen.
Die Lesung wurde im Rahmen eines
aktuellen Misereor-Projekts organisiert, in dem die Liga für Hirtenvölker die
positiven Aspekte der nomadischen Tierhaltung weltweit darstellt. Denn nur auf
diese Weise ist es möglich die 70% der landwirtschaftlichen Nutzfläche, die
sich nicht für den Ackerbau eignen, ressourcenschonend und tierfreundlich zu
bewirtschaften.
Wir möchten Sie schon jetzt auf unsere Lesung hinweisen, die
wir in Zusammenarbeit mit der Initiative Domäne Oberfeld e.V. am
25.02.2020 um 19:30 Uhr veranstalten werden.
Wir freuen uns, dass wir Ruth Häckh und Anja Hradetzky für
die Lesung gewinnen konnten.
Ruth Häckh, Schäferin in vierter Generation, beschreibt in
ihrem Buch „Eine für alle“ sehr persönlich ihr Glück, mit der Natur und ihren Schafen
zu leben, sie schildert aber auch, welche Verantwortung es bedeutet, das ganze
Jahr mit der Herde unterwegs zu sein und mit welchen Problemen Schäfer heute zu
kämpfen haben.
Anja Hradetzky erzählt, wie sie als Cowgirl die Welt bereiste
und ohne Land und Geld zur Bio-Bäuerin wurde. Nach ihrem Ökolandbau-Studium
arbeitete sie mehrere Jahre auf Farmen in Kanada und bei verschiedenen
Ökobetrieben in Europa. Zusammen mit ihrer Familie betreibt sie heute einen ökologisch
wirtschaftenden Milchviehbetrieb in Stolzenhagen an der Oder und gibt Seminare
im stressarmen Umgang mit Kühen.
Beide Autorinnen beschreiben eindringlich ihre Beziehung zu
Nutztieren und schildern, wie sie eine artgerechte Tierhaltung im Einklang mit
der Natur umsetzen. Sie zeigen Wege
in die Zukunft der Tierhaltung auf und können andere Landwirte und
Nutztierhalter inspirieren, neue, individuelle Wege zu gehen! Darüber möchten
wir bei dieser Veranstaltung mit ihnen sprechen – wie kann unsere Tierhaltung
zukunftsfähig werden?